Chalandamarz

Im Engadin und einigen anderen Bündner Südtälern (z.B. Münstertal, Puschlav und Bergell) wird am 1.März der Volksbrauch Chalandamarz gefeiert. Mit Viehglocken in verschiedenen Grössen zieht die Dorfjugend, schellend, singend und Peitschen knallend in einem Umzug durch das Dorf um den Winter zu vertreiben und die Ankunft des Frühlings zu feiern.

Die Kinder sammeln Lebensmittel, Süssigkeiten und Geld wobei sie im Dorf von Haus zu Haus ziehen und ihre Frühlingslieder vortragen. Die gesammelten “Batzen” (Geldspenden) bessern die Schulreisekasse auf oder finanzieren den Chalandamarz-Ball.

Bei den Jungen im Engadin besteht die Tracht meist aus dem blauen Engadiner-Hemd, einer roten Kappe, einem Halstuch und einer Glocke, zum Teil festlich mit Blumen dekoriert. Das Fest ist vorwiegend für die männlichen Jugendlichen – einige dier älteren Jungen rauchen vielleicht das erste Mal einen “Stumpen” und die “Hirten” knallen laut mit den Peitschen um den Winter zu verjagen. Die jüngeren Knaben tragen hier in Pontresina zum Beispiel ein rotes Hemd, sie sind die “Kühe” während die älteren Jungen andere Aufgaben haben.

Die “Plumpa” wie die Kuhglocke in der Mundart in Graubünden genannt wird, ist eine aus Stahlblech geformte Treichel und macht viel Lärm um den Frühling “einzuläuten”.

 

Die Mädchen tragen traditionell die schwarz-rote Engadiner Tracht und sind oft prächtig mit Blumen geschmückt. Sie bereiten den Blumenschmuck für den Umzug vor, der den kommenden Frühling symbolisiert und aus bunten gefalteten Papierblumen besteht.

Die Traditionen werden in den verschiedenen Tälern unterschiedlich gefeiert. Zum Beispiel dürfen in einigen Dörfern die Mädchen nicht am Umzug selbst teilnehmen. Die ältesten Mädchen organisieren dafür zum Beispiel hier den “Ballin” also den Ball am Abend, wo es dann mit Essen und Tanz weniger traditionell zugeht. Es ist immer spannend dieser schönen Tradition als Zuschauer beizuwohnen und die Brauchtümer kennenzulernen.

Die wohl bekannteste Darstellung des Brauchs machte der Künstler Alois Carigiet im Bilderbuch “Schellenursli” (Uorsin). Die Engadiner Autorin Selina Chönz ist die ursprüngliche Verfasserin der Kindergeschichte.